Wenn „geprüft“ nur gut klingt – die Schattenseiten der Sitting-Plattformen

In einem aktuellen Artikel wird die neue Plattform sitters.at vorgestellt – eine Vermittlungsseite für Tierbetreuung aber auch Babysitting, Hausreinigung und mehr in Österreich. Was auf den ersten Blick nach einer praktischen Lösung für Halter:innen klingt, wirft bei genauerem Hinsehen viele Fragen auf.

Denn: Hinter den charmanten Schlagworten wie „geprüfte Betreuung“ und „Versicherungsschutz“ verbergen sich oft rechtliche und praktische Lücken, die Tierhalter:innen kaum erkennen – die aber für die betreuten Tiere gravierende Folgen haben können.

Plattformboom ohne Kontrolle

In den letzten Jahren sind Online-Plattformen für Tierbetreuung regelrecht explodiert. Immer mehr Menschen bieten über diese Portale an, Hunde, Katzen oder Kleintiere zu sitten – oft ohne Ausbildung, Erfahrung oder rechtliche Grundlage.
Viele dieser Plattformen haben ihren Sitz außerhalb Österreichs und entziehen sich damit nationalen Kontrollen und gesetzlichen Verpflichtungen.

Dabei ist klar geregelt:

  • Wer Tiere gegen Entgelt betreut, benötigt einen Gewerbeschein.
  • Wer Tiere bei sich zuhause aufnimmt (Tierpension), unterliegt noch strengeren Auflagen – etwa in Bezug auf Hygiene, Platzverhältnisse und Sicherheitsmaßnahmen. Hier ist sogar eine behördliche Bewilligung notwendig!

 

Diese gesetzlichen Grundlagen sind nicht optional – sie dienen dem Tierschutz und der Sicherheit der Halter:innen. Eine Übersicht dazu findet sich auf unserer Webseite: Tiersitting & Tierpension – Berufsbild und rechtliche Grundlagen

„Geprüfte Betreuung“ – aber was heißt das wirklich?

Viele Seiten sind ähnlich aufgebaut, doch sehen wir uns die erwähnte Plattform genauer an. Wer sich die Seite genauer ansieht, stößt schnell auf widersprüchliche Aussagen. Zwar wird von einer „geprüften Betreuung“ gesprochen, gleichzeitig steht im Footer aber unmissverständlich:

„Alle Nutzer:innen sind selbst dafür verantwortlich, für sich, ihre Familie oder ihren Haushalt die geeigneten Sitter:innen auszuwählen und zu überprüfen und im Rahmen eines von ihnen begründeten Arbeitsverhältnisses alle geltenden Gesetze zu beachten. Sitters.at ist keine Agentur und empfiehlt keine konkreten Sitter:innen.“

Das bedeutet im Klartext: Die Plattform übernimmt keine Verantwortung.
Auch der sogenannte Verifizierungsprozess ist kaum mehr als eine Ausweisprüfung. Es wird nicht kontrolliert,

  • ob der oder die Sitter:in einen gültigen Gewerbeschein besitzt,
  • ob Versicherungen bestehen,
  • ob rechtliche Vorgaben eingehalten werden, 
  • oder ob Ausbildungen und Fachkenntnisse vorhanden sind.

Von „geprüft“ kann also keine Rede sein.

Unklare Versicherung – unsicherer Schutz

Zwar wirbt die Plattform mit einer Versicherung, doch das dazugehörige Dokument ist auf Tschechisch und lässt nicht erkennen, was genau versichert ist – und vor allem, wer im Schadensfall haftet.

Für Halter:innen bedeutet das: Im schlimmsten Fall bleibt man auf allen Kosten sitzen, wenn beim Sitting etwas schiefgeht – und das Tier ist der Leidtragende.

Tierliebe braucht Verantwortung – und rechtliche Grundlage

Das Pfotenforum setzt sich seit seiner Gründung für faire, legale und tierschutzkonforme Rahmenbedingungen in der Tierbranche in Österreich ein.
Wir vertreten dabei nicht nur die Interessen von Tiersitter:innen und Tierpensionen, sondern auch von anderen Tierberufen und Tierhalter:innen.

Denn nur wenn alle Beteiligten – von der/m Hundetrainer:in über den/die Tiersitter:in bis hin zum/r Zoofachhändler:in– nach denselben klaren rechtlichen Standards arbeiten, kann echte Qualität und Sicherheit für Tiere gewährleistet werden.

Leider mussten wir in den letzten Jahren immer wieder von Fällen hören, in denen Tiere bei „Hobby-Sittern“ entlaufen sind, verletzt wurden oder Halter:innen über Probleme gar nicht informiert wurden.

Deshalb gilt für uns:

  • Wir empfehlen keine Buchung über Plattformen, bei denen sich jeder ohne Nachweis registrieren kann.
  • Wir arbeiten ausschließlich mit qualifizierten und angemeldeten Tiersitter:innen und Tierpensionen, die über die nötige Ausbildung, Erfahrung und Versicherung verfügen.
  • Solche Betriebe findet man z. B. im Firmen A–Z der Wirtschaftskammer oder direkt über unsere geprüften Partner:innen.

Fazit: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist Pflicht

Digitale Vermittlungsplattformen können hilfreich sein – wenn sie sich an geltendes Recht halten und echte Qualitätsstandards schaffen.
Solange dies aber nicht der Fall ist, müssen Tierhalter:innen besonders wachsam sein.

Denn am Ende zählt nicht, wie schnell man jemanden findet – sondern das Wohl und die Sicherheit unserer Tiere.

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Bild von Yvonne Mannsberger

Yvonne Mannsberger

Yvonne ist Obfrau des Vereins Pfotenforum - Tiere im Dialog. Außerdem ist sie die Gründerin von Tiermasseur Mannsberger und Hund in Balance. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der Hundemassage, dem Hundefitnesstraining sowie Ihrem Fachgeschäft für Hunde.